Wolfurter Kelch

Wolfurter Kelch

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Im 14. Jahrhundert lässt sich in Zürich eine stattliche Anzahl Goldschmiedemeister nachweisen. Diese waren nicht nur für die Bedürfnisse ihrer eigenen Stadt tätig. Bedeutende Aufträge erhielten sie auch von Kirchen und Klöstern der Bistümer Konstanz und Chur.

Es fällt heute schwer, sich ein Bild vom Reichtum und Glanz eines mittelalterlichen Kirchenschatzes zu machen, da sich aus dieser Zeit nur vereinzelt liturgische Geräte erhalten haben. Ergänzend zu diesen Beispielen berichten überlieferte Inventare und Schenkungsurkunden von der Vielfalt kirchlicher Goldschmiedearbeiten. Als ein Glücksfall muss es daher gelten, wenn zu einem Stiftungsdokument noch das dazugehörende Geschenk vorhanden ist.

So hält eine Urkunde vom 20.9.1364 schriftlich fest, dass Ritter Konrad von Wolfurt dem Benediktinerkloster in Pfäfers/SG einen silbernen Kelch, ein Missale und zwei Messbücher mit zugehörenden Paramenten vergabt habe. Dazu übereinstimmend steht in niellierten Majuskeln auf dem Fußrand des Kelches: HUNC CALICEM DONAVIT CUNRADUS DE WOLFURT MILES VIRGINE MARIE. Zwei der sechs Rotuli am Kelchknauf zeigen das Wappen des Stifters. Auf den anderen sind in farbigem Goldemail die Evangelistensymbole eingelassen.

Das Original befindet sich im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich, während die Originalstiftungsurkunde im Stiftsarchiv in St. Gallen verwahrt wird.

Mit Unterstützung des Vorarlberger Landesmuseums und des Direktors des Stiftsarchivs St. Gallen konnte vom seinerzeitigen Bürgermeister Hubert Waibel die Genehmigung zur Herstellung eines Duplikates beim Schweizerischen Landesmuseum in Zürich erreicht werden.

Das nach über 620 Jahren "heimgekehrte", geschichtlich wertvolle Prunkstück wurde am 10.5.1985 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Kopie wurde vom Gold- und Silberschmied-Atelier Spitzbarth in Zürich gefertigt und wird im Rathaus von Wolfurt aufbewahrt. Die Herstellungskosten beliefen sich auf SFR 14.000,-- (ca. € 8.750,00).

(Auszug aus der Beschreibung des "Wolfurter Kelches" im Wolfurter Rathaus)